Vorsitzende: SR in i.R. Dr.in Belinda MIKOSZ 
 
Ehrenvorsitzender: Prof. Dr. phil. Dr. h.c. Rudolf O. ZUCHA 
 
Stellv. Vorsitzender: MMag. Peter ANDEL †
 
Stellv. Vorsitzende: Dr.in Renate HUTTERER-KRISCH 
 
Schriftführer: Prof. Dr. Kilian FRANER, MSc 
 
Stellv. Schriftführerin: OStR Mag.a Heide MANHARTSBERGER-ZULEGER 
 
Finanzreferent: Prof. Dr. Philipp MAURER 
 
Stellv. Finanzreferentin: Mag.a Cornelia BEJACH-ZUCHA 
 
Kontrolle: Dr. Peter BATTISTICH 
 
Kontrolle: Mag. Stefan TACHA 
 
Kontrolle Ersatz: Monsignore DDr. Werner REISS 
 
 
Laut Wahl: Mai 2022 

Die bisherigen Ehrenmitglieder.

Prof. Dr. Werner Mann, der Gründer des Psychologischen Dienstes im Innenministerium
Prof. Dr. Frederick Mayer, international bekannter Sozialphilosoph und Pädagoge
Prof. Dr. Bernd Ingrisch, Erwachsenenbildner und langjähriger Direktor des Bfi-Wien.
Prof. Dr Maria Dorothea Simon, Direktorin der Akademie für Sozialarbeit der Stadt Wien
Prof. Dr. phil. Dr. h.c. Rudolf O. Zucha

Mission Statement

“Für sozialistischen Humanismus und gegen Entfremdung im Wohlstand”

Wäre die Psychologie wertfrei, wäre sie wertlos. Darüber gibt es zahlreiche Abhandlungen, auf die wir hier nicht weiter eingehen möchten. Doch möchten wir in einer Zeit der Verunsicherung und Desorientierung, die zwangsläufig zur Entfremdung führen muß, einen Klassiker der humanistischen Sozialpsychologie zur Wort kommen lassen: Erich Fromm (1900 – 1980). Er hat sich politisch wohl engagiert hat und versucht, sein Wissen und seine Erfahrung bei der Gründung einer Sozialistischen Partei der USA in die Waagschale zu werfen.

“Der sozialistische Humanismus unterscheidet sich in einer wichtigen Hinsicht von anderen Richtungen. Die Renaissance und die Aufklärung glaubten, man könne die Aufgabe, den Menschen zu einem voll entfalteten menschlichen Wesen zu machen, ausschließlich oder hauptsächlich durch Erziehung und Bildung lösen. Wenn es auch in der Renaissance Verfasser von Utopien gegeben hat, die auf die Notwendigkeit von gesellschaftlichen Veränderungen hingewiesen haben, so war doch Karl Marx mit seinem sozialistischen Humanismus der erste, der erklärte, daß die Theorie von der Praxis, das Wissen vom Tun und die geistigen Ziele vom gesellschaftlichen System nicht zu trennen seien. Marx vertrat den Standpunkt, daß der freie und unabhängige Mensch nur in einem gesellschaftlichen und ökonomischen System existieren kann, das durch seine Rationalität und seinen Überfluß die ‘Epoche der Vorgeschichte’ beendet und die Epoche der ‘menschlichen Geschichte’ heraufführt, in der die volle Entwicklung des Individuums eine Voraussetzung für die volle Entwicklung der Gesellschaft ist und umgekehrt. Daher widmete er den größten Teil seines Lebens dem Studium der kapitalistischen Wirtschaft und der Organisation der Arbeiterklasse in der Hoffnung, eine sozialistische Gesellschaft zu schaffen, die die Basis für die Entwicklung eines neuen Humanismus sein würde.

Marx glaubte, die Arbeiterklasse werde zur Umwandlung der Gesellschaft führen, weil sie die am meisten entmenschlichte und entfremdete und gleichzeitig potentiell die mächtigste Klasse war, da das Funktionieren der Gesellschaft von ihr abhing. Er hat nicht vorausgesehen, daß sich der Kapitalismus soweit entwickeln würde, daß auch die Arbeiterklasse zu materiellem Wohlstand gelange und vom kapitalistischen Geist profitieren würde, während die gesamte Gesellschaft im höchsten Maße der Entfremdung anheimfiel. Er wurde sich nie der Entfremdung im Wohlstand bewußt, die sich ebenso dehumanisierend auswirken kann wie Entfremdung in der Armut.

 

BSA BerlinEin Bild aus älteren Tagen anläßlich des Internationalen Bühlersymposions  am 29. 9. 2003 an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Zitat: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern!"

 

 

(v.l.n.r) Alois Glaser, Helmut Albrecht, Betina Schubert, Cernelia Bejach-Kowalski, Rudolf O. Zucha

 

Als Marx die Notwendigkeit einer Änderung der ökonomischen Organisation und einer Überführung der Produktionsmittel aus dem Besitz von Privateigentümern oder Privatunternehmern in den Besitz von organisierten Produzenten forderte, wurde er nicht nur von denen mißverstanden, die sich durch sein Programm in ihrem Besitz bedroht fühlten, sondern auch von vielen Sozialisten. Erstere warfen ihm vor, er kümmere sich nur um die physischen und nicht um die geistigen Bedürfnisse der Menschen. Letztere glaubten, sein einziges Ziel sei materieller Wohlstand für alle, und der Marxismus unterscheide sich vom Kapitalismus nur durch seine Methoden, die wirtschaftlich effizienter seien und von der Arbeiterklasse eingeführt werden könnten. Tatsächlich aber war das Ideal von Marx ein Mensch, der zu seinen Mitmenschen und zur Natur in einer produktiven Bezogenheit steht, der in einer lebendigen Weise auf die Welt reagiert und der reich ist, nicht weil er viel hat, sondern weil er viel ist.

Marx suchte nach einer Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, konnte aber die herkömmliche religiöse Antwort, daß dieser Sinn nur im Glauben an Gott zu finden sei, nicht akzeptieren. In dieser Beziehung gehört er zur gleichen Tradition wie die Denker der Aufklärung von Spinoza bis Goethe, die ebenfalls die alten theologischen Vorstellungen ablehnten und nach einem neuen geistigen Orientierungsrahmen suchten. Aber im Gegensatz zu anderen Sozialisten, wie Jean Jaurès, Anatolij Lunatscharskij, Maxim Gorki und Rosa Luxemburg, die es sich erlaubten, sich spezieller mit der religiösen Frage auseinanderzusetzen, scheute sich Marx, das Problem direkt zu erörtern. Er wollte alle Kompromisse mit religiösen oder idealistischen Ideologien vermeiden, da er diese für schädlich hielt.

Der echte Marxismus war wohl die stärkste geistige Bewegung einer umfassenden, nicht-theistischen Art im Europa des neunzehnten Jahrhunderts. Aber nach 1914 – oder sogar schon früher – war von diesem Geist nicht mehr viel zu spüren. Daran waren verschiedene Faktoren beteiligt. Die größte Rolle aber spielten wohl dabei der neue Wohlstand und die neue Konsumhaltung, die in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in den kapitalistischen Gesellschaften vorzuherrschen begannen, sowie die Destruktivität und das Leiden in den beiden Weltkriegen. Heute tauchen Fragen nach Sinn und Ziel des menschlichen Lebens als Fragen von primärer Bedeutung allmählich wieder auf.

Man muß sich vor Augen halten, daß die Frage nach dem Sinn des Lebens in der Geschichte bisher weitgehend verdeckt wurde. Solange die Produktivität noch nicht so weit entwickelt war, gab die Notwendigkeit, für den Lebensunterhalt zu arbeiten dem Leben einen ausreichenden Sinn. Das gilt auch heute noch für die überwiegende Zahl der Menschen selbst in den fortgeschrittenen Industrieländern, wo die Abwechslung zwischen Arbeitszeit und Freizeit und der Traum vom ständig wachsenden Konsum den Menschen davon abhalten, sein wahrhaft menschliches Potential zu verwirklichen und das zu sein, was er sein könnte. Aber wir bewegen uns rasch auf eine voll industrialisierte, automatisierte Welt zu, wo die Zehn- oder Zwanzigstundenwoche die Regel sein wird und wo die vielen materiellen Befriedigungen, die für alle bereitstehen, eine Selbstverständlichkeit sein werden. In dieser totalen Wohlstandsgesellschaft wird sich die Sinnfrage weit schärfer und drängender stellen als je zuvor in der Vergangenheit.” (Aus “Socialist Humanism”, 1965).