Nachruf für Alois Soritsch (1926 – 2018)

Unser langjähriges BSA-Mitglied im „Verein für Psychologie, Pädagogik und Psychotherapie“ Prof. Dr. phil. Dr. rer. nat. Alois Soritsch ist am 9. Februar 2018 im Alter von 91 Jahren in Wien gestorben. Er war Gründer und erster Geschäftsführer des bedeutenden Wiener Universitätsverlages „Facultas“. Er ist am 23. November 1926 in Wien geboren. Aus Krankheitsgründen und als Witwer lebte er in den letzten Jahren sehr zurückgezogen. Hinzu kam, daß seine geliebte Ehefrau wesentlich früher starb, worunter er bis zu seinem Lebensende sehr gelitten hat.

Als demokratischer Sozialist, Humanist und Antifaschist war er im Rahmen seiner verlegerischen und auch wissenschaftlichen Arbeiten vom emanzipatorischen Erkenntnisinteresse (Jürgen Habermas) getrieben und daher auch immer politisch engagiert. 

Als Sohn der burgenländisch-kroatischen Familie Sorić interessierte er sich und forschte über die autochthonen slawischen Minderheiten in Österreich. Von seinen zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen seien zu erwähnen. „Sozialanthropologische Untersuchungen bei burgenländischen Kroaten“ (Wien 1983), „Sozialanthropologische Untersuchungen bei Kärntner Slowenen: Ethnogenese – Migration – Heiratsstrukturen“ (Wien 1994).

Ein weiteres emanzipatorisches Erkenntnisinteresse galt sozial benachteiligten Kindern und behinderten Menschen. Seine Lehraufträge am Institut für Anthropologie der Universität Wien lauteten daher in den Jahren 1994 - 2010 „Kommunikationsanthropologie“ und „Behinderten-Anthropologie“. Als erfolgreicher Verleger hat er sich auch zum Ziel gesetzt, jungen Wissenschaftlern, welche nicht dem neoliberalen, sozio-ökonomische Mainstream angehörten zur Publikation zu verhelfen. Univ.-Prof. Dr. Helmut Friedrichsmeier (WU Wien): „Sein damaliges "Credo"  (u.a.) war, verlagsmäßig jungen Ökonomen, die nicht unbedingt dem fachlichen oder institutionellen "mainstream" angehörten, eine Plattform für  Veröffentlichungen zu schaffen. Es gab dann noch den Plan, unter der Mitwirkung (oder Herausgeberschaft) des damaligen GPA-Chefs und späteren Sozialministers Alfred Dallinger ein Buch über ´alternative´ Konzepte zur BWL herauszubringen; aber dazu kam es nicht mehr, weil ja Herr Dallinger bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.“

Zu erwähnen sei auch noch, daß er beim Relaunch der „Zeitschrift für Sozialpsychologien und Gruppendynamik“ 1981mit Rat und Tat mithalf. Es gehörte zu seinem im Grunde bescheidenen Wesen, daß er im Stillen wirkte und seine Erfolge nicht auf die große Glocke hängte. Er wird uns immer fehlen! Ehre seinem Andenken!                                       

 

Mit freundschaftlichen Grüßen

 

Prof. Dr. phil. Dr. h.c. Rudolf O. Zucha e.h.

Vorsitzender